Prozessabläufe sind oft historisch gewachsen. Sie sind bewährt, eingeübt und funktionieren. Allerdings liegen den Verpackungsprozessen in Unternehmen heute nur selten gründliche Prozessanalysen zu Grunde.

Anders als bei vielen anderen Logistikprozessen, bleibt ihre Bedeutung häufig unbeachtet. Doch gerade damit verschenken Unternehmen große Verbesserungspotentiale. Denn durchdachte und optimierte Verpackungsprozesse sparen Zeit, Material und Geld.

Als Querschnittsfunktion in der Logistik ist die Optimierung von Verpackungsprozessen eine notwendige Voraussetzung für eine effizient gestaltete Supply Chain.

Kostentreiber und Problembereiche identifizieren:

Ob Verpackungsprozesse wirtschaftlich sind, hängt von verschiedenen Kostentreibern ab. In der Regel ist der Anteil der reinen Herstellungs- und Beschaffungskosten von Verpackungsmitteln deutlich geringer als der Anteil der Prozesskosten.

reine Herstellungs- & Beschaffungskosten 20%
Prozesskosten 80%

Diese Prozesskosten entstehen in Unternehmen beim Versand, der internen Logistik, der Verarbeitung und sonstigen Beschaffungen.

Ganzheitliche Verpackungsoptimierung:

Nach der Analyse der bestehenden Prozesse folgen die Schritte Planen, Implementierem und Evaluieren. Dabei werden bei der ganzheitlichen Verpackungsoptimierung alle Glieder der Prozesskette betrachtet – von der Beschaffung der Verpackungen, über die in-House-Logistik und Kommissionierung bis hin zur Distribution und Versandlogistik.

Gleichzeitig sind aber auch kundenindividuelle Wünsche zu berücksichtigen. Dazu können z.B. die Eignung der Verpackung für die Warenpräsentation oder deren Wiederverwertbarkeit und Umweltfreundlichkeit zählen.

Analysen der Verpackungsprozesse ergaben, dass sich die Verpackungsvielfalt im Schnitt um ein Drittel reduzieren lässt. Dadurch werden sowohl die direkten Verpackungsmittelkosten als auch die Lagerbestände und somit die Lagerkosten gesenkt. Die Beschaffungslogistik wird entlastet.

Sind weniger verschiedene Verpackungsmittel im Unternehmen verfügbar, müssen Verpackungen und Waren aufeinander angepasst werden. Durch einen passgenauen Einsatz der Verpackungen senkt den Bedarf an Füll- und Verpackungsmaterial. Gleichzeitig wird die Auslastung der Verpackungsträger erhöht.

Umsetzung in SAP:

Packstück- und Rollwagenbildung inklusive Volumenvorausberechnung

  • Vermeidung von Sendungsspilts minimiert die Anzahl der Kartons pro Lieferung
  • Packstückbildung auf Basis der gewichts-, Volumendaten und Abmaße unter Berücksichtigung der Schwellwerte für Palettenlieferung und Volumenzuschlag

Mit der Unterstützung von SERKEM wurden bei der Büroring eG die die Teilschritte „Volumenvorausberechnung der Versandkartons“ und „Rollwagenbildung“ komplett neu gestaltet und direkt im SAP abgebildet. Zur Success Story

Mehrwegsysteme erfüllen die Voraussetzungen, um Konflikte zwischen Qualität, Kosten und Zeit abzubauen.

Sie zirkulieren in verschiedenen Kreisläufen zwischen Lieferanten, Unternehmen und Kunden. Dadurch ist nur ein Teil des Bestandes im Unternehmen einzulagern, Lagerplatz wird gespart. Zugleich sorgen die Mehrwegbehälter für Transportschutz und erfüllen somit den Qualitätsansprüchen aller Beteiligten – Transportschäden werden vermieden.

Unter Einbeziehung der Kunden und Lieferanten kann ein ablaufoptimiertes Behältermanagement entwickelt und implementiert werden. Durch eine Erhöhung des Behälterumschlags können Bestände reduziert und somit auch die Bestandskosten gesenkt werden

Umsetzung in SAP:

Ein SAP-gestütztes Behältermanagement unterstützt Unternehmen bei Verwaltung und Überwachung der Behälterbewegungen und -standorte. Gleichzeitig realisieren Unternehmen Kostenvorteile durch weniger gebundenes Kapital bei einer erhöhten Planungssicherheit.

Beim Verpackungsprozess gibt es verschiedene Übergabepunkte an denen entweder Produkte oder Daten übergeben werden. Z.B. beim Versand der fertigen Produkte an die Endkunden oder von Komponenten an produzierende Unternehmen.

Dabei liegen die Schwerpunkte auf folgenden Bereichen. Zum einen auf den Daten, die zwischen Kunden, Verpacker und Spediteur ausgetauscht werden, zum anderen auf der Produktbündelung. Je besser die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren funktioniert, desto optimaler laufen auch die Verpackungsprozesse ab.

Umsetzung in SAP:

Durch die Integration der verschiedenen Prozesse in SAP wird Überblick geschafft. Daten werden direkt im System gespeichert und können einfach elektronisch ausgetauscht werden.

Durch die Lieferantenrückmeldung in SAP z.B. kann der Bestellprozess von verpackungsmitteln verbessert werden. Lieferanten können die Auftragsbestätigungen direkt in das SAP-System des Bestellers eintragen. Der Status dieser inklusive Lieferdatum ist dadurch im System ersichtlich.

Die KEP-Anbindung in SAP optimiert den Versand der fertig gepackten Produkte durch eine direkte Dienstleistereinbindung. Etikettendruck und Sendungsverfolgung sind im SAP Standard möglich.

Vorteile der Anbindung von KEP-Dienstleistern direkt an SAP:

  • Überblick
  • Automatisierung
  • Vernetzung
  • Flexibilität
  • Sendungsverfolgung und Tracking
  • Konsolidierung

Der Einsatz von mobiler Datenerfassung beim Verpackungsprozess sorgt zum einen für konsistente Daten, zum anderen für einheitliche Prozesse und Abläufe.

Durch die Erfassung von Packmitteln und Materialien bzw. Produkten können Unternehmen ihren Bedarf besser planen. Gleichzeitig helfen die erfassten Daten aber auch beim Verpacken.

Anhand der gespeicherten Daten kann das optimale Packmittel je Lieferung ermittelt werden. Die so ermöglichte Abstimmung von Produkten, Verpackungen und Ladeeinheiten unter Berücksichtigung aller Verpackungsstufen sorgt zur optimalen Flächen- und Volumennutzung – sowohl beim Verpacken als auch beim Einlagern.

Zugleich ist über Chargen und Serialnummern auch die Rückverfolgbarkeit und somit die Prozesssicherheit gewährleistet. Chargengenaue und individuelle Kennzeichnung von Packungen. Herkunfts- und Produktionsdaten können mitgeführt und auf die Verpackungen aufgebracht werden.

Je mehr Pakete in einem Unternehmen verschickt werden, desto wichtiger ist das effiziente Arbeiten an den Packtischen. Die Abläufe müssen stimmen und flüssig sein, schließlich will jeder Kunde seine Ware schnell und fehlerfrei erhalten.

Nur so können immer schnellere und sichere Arbeitsabläufe in der Versandabwicklung erreicht werden. Und nur so kann folglich auch die Kundenzufriedenheit im Hinblick auf Lieferqualität und Termintreue erhöht werden. Doch ohne IT-seitige-Unterstützung am Packtisch ist das kaum noch möglich.

Um den Packprozess effizient zu gestalten, müssen die Mitarbeiter am Packtisch sinnvoll unterstützt werden. Packtischlösungen in SAP leiten die Mitarbeiter über einen Packdialog durch die einzelnen Arbeitsschritte wie Verpacken, Wiegen und Etikettendruck. Die Abläufe werden effizienter und transparenter gestaltet.

Große Verpackungsdienstleister bieten Gewerbekunden darüber hinaus an, als Verpackungslieferant das komplette Management der Verpackungsbeschaffung zu übernehmen – inklusive Lagerverwaltung.

Dies macht vor allem dann Sinn, wenn die Kapazität, die notwendigen Spezialmaschinen oder das spezifische Prozess-Know-How für bestimmte Verpackungsprozesse im Unternehmen vorzuhalten wären.

Deshalb greifen Unternehmen auf Co-Packer, Abfüller, Lohnpacker und Kontraktpacker zurück. Diese führen dann die Verpackungs- und Setbildungsprozesse im Auftrag des Herstellers durch und übernehmen Aufgaben wie Zusammenstellung, Verpackung und Distribution von Produkten oder Produktbündeln. Dabei können die Co-Packing-Prozesse in SAP abgebildet werden.

Alle Bestandteile einer Lieferung einzeln zu scannen und somit den Versandvorgang einzuleiten klingt nicht nur in der Theorie sehr umständlich und zeitaufwändig.

Um dies zu vereinfachen, kann man die einzelnen Komponenten einer Lieferung in eine sogenannte HU (Handling Unit) zusammenfassen. Diesen HUs können bestimmte Eigenschaften und Attribute zugeordnet werden, durch diese jede spezifische HU genau nach verfolgt und geprüft werden kann.

Eine Handling Unit besteht aus diesen Bestandteilen:

  • Ladungsträger (z. B. eine Euro-Palette)
  • Packgüter
  • Packmittel
  • untergeordnete HUs
  • Informationen zu enthaltenen Packmitteln und Packgütern

Weitere Informationen zu Handling Units und deren Vorteile in der Logistik finden Sie in diesem Beitrag.

Um Verpackungen und die Art der Beladung von Fahrzeugen so effizient wie möglich gestalten zu können, ist es notwendig, eine ebenso effiziente Planung durchzuführen. Das SAP Transportation Management (SAP TM) bietet die Möglichkeit z. B. Paletten ideal zu planen und somit Zeit und Geld zu sparen.

In SAP TM werden verschiedene Produkte auf einer Palette kombiniert und anschließend an eine grafische Verladeplanung für die LKWs eingetragen. Somit kann bereits im Voraus sichergestellt werden, dass die verfügbaren Ressourcen ideal ausgenutzt werden.

Als „Kitting“ bezeichnet man die Zusammensetzung einzelner Komponenten zu einem gesamten Bausatz, aus dem sich ein vollständiges End- oder Zwischenprodukt herstellen lässt. Ein Solches Kit wird immer gesamt und nie in den entsprechenden Einzelteilen an den Kunden geliefert.

Je nach eingesetzter Warehouse Management Software können verschiedene Arten eines Kitting-Prozesses durchgeführt werden:

Kit-to-Stock

Die Bausätze werden vorgefertigt und dann eingelagert. Sie werden also nicht speziell für einen Kundenauftrag produziert, sondern für einen geplanten Absatz.

Das funktioniert jedoch nur bei von Kundenaufträgen unabhängigen Kits. Der Prozess an sich gestaltet sich hierbei allerdings sehr schlank und mit geringem Aufwand.

Kit-to-Order

Im Gegensatz zu Kit-to-Stock wird hier jedes Kit für einen spezifischen Kundenauftrag angefertigt. Somit gibt es im Lager keinen Bestand dieses Kits. Bei Bestellung des Kunden werden die einzelnen Bestandteile während der Auslieferungsverarbeitung zu dem Bausatz zusammengefügt.

 

Weitere Informationen zu Kitting-Prozessen finden Sie hier.