Anbindung des Materialflussrechners (MFR) und Optimierung der Warenausgangsprozesse

Henry Schein SAP SERKEM

Ergebnisse des Projektes

  • Kommissionierwellen starten den Warenausgangsprozess

  • Optimierte Materialflusssteuerung auf der Förderbahn im ganzen Logistikzentrum

  • Gefahrgut- und Kühllogistik als Besonderheiten des Handelsunternehmens

  • Berücksichtigung der Auslagerstrategie und Optimierung der Packstücke

  • Automatische WA-Buchung und Rechnungserstellung beim letzten Packstück

  • Übergabe der Fahrziele an den Materiaflussrechner

„Durch die Anbindung des Materialflussrechners an das SAP-System und die von SERKEM implementierte Prozesssteuerung in SAP werden die Packstücke nun völlig automatisiert auf der Fördertechnik gesteuert. Die intelligente Steuerung in SAP optimiert somit den Materialfluss im gesamten Logistikzentrum.“

Thomas Johann, Vice President IS Business Systems, Henry Schein Europe

Henry Schein

Die ganze Geschichte

Henry Schein – Der Kunde

Henry Schein, Inc. ist der weltweit größte Anbieter von Gesundheitsvorsorgeprodukten und Dienstleistungen für niedergelassene Ärzte in den Bereichen Human-, Zahn- und Veterinärmedizin. Darüber hinaus zählt das Unternehmen Zahnlabore, staatliche und institutionelle Gesundheitseinrichtungen und Kliniken sowie andere alternative Pflegeeinrichtungen zu seinen Kunden. Henry Schein ist ein im NASDAQ-100®-Index gelistetes FORTUNE-500®-Unternehmen, das weltweit  über 22.000 Mitarbeiter beschäftigt und über eine Million Kunden betreut. Henry Schein hat seinen Hauptsitz in Melville, New York, und verfügt über Betriebe und Niederlassungen in 33 Ländern.

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Auf einen Blick

  • Hohe Produktvielfalt: 200.000 Produkte führender Hersteller im Konzern
  • Wachsende Ansprüche an die tägliche Arbeit in der Logistik
  • Optimale Nutzung der 10,5 m hohen Halle mit 18.000 m² Nutzfläche
  • Steuerung der Materialflüsse auf 2,1 km Förderbandstrecke
  • Belieferung von Deutschland, Österreich, Tschechien und Benelux mit Option der Erweiterung der belieferten Länder
  • Entwicklung noch effizienterer Logistikabläufe und Kommissionierprozesse

Henry Schein – Die Herausforderung

1.800 Mitarbeiter arbeiten in Deutschland für Henry Schein. Im Januar 2016 wurde das hochmoderne neue Logistikzentrum in Heppenheim eröffnet, um die Kunden in Deutschland, Österreich, Tschechien und den Benelux-Ländern noch schneller und besser beliefern zu können.

„Wir haben lange ein geeignetes Grundstück in Weinheim und der näheren Umgebung gesucht, um unser neues Logistikzentrum entsprechend unserer Produktvielfalt und der gewachsenen Ansprüchen an unsere tägliche Arbeit modern zu bauen.“, sagt Axel Pfitzenreiter, Vice President Global Supply Chain Europe.

Bereits ein halbes Jahr nach dem Spatenstich lief auch schon der erste Lastwagen mit Gütern in Heppenheim ein.

Insgesamt 70.000 verschiedene Artikel können im neuen Logistikzentrum auf 18.000 m² gelagert werden. Herzstück der optimierten Prozesse im Lager ist die Anbindung des Steuerrechners des Fördertechnikanbieters – die Materialbewegungen auf den 2,1 km Förderband werden direkt aus dem SAP-System heraus gesteuert.

Henry Schein Herausforderung SERKEM SAP

Henry Schein

Anbindung des MFR an das SAP-System

Henry Schein – Das Projekt

Kommissionierwellen starten den Warenausgangsprozess

Zu Beginn der Warenausgangsprozesse steht bei Henry Schein die Kommissionierung. Dabei setzt das Handelsunternehmen bei der Feinplanung der Liefer- und Auftragsabwicklung auf Kommissionierwellen in SAP: zeitlich zusammenhängende Lieferungen und Aufträge werden zusammengefasst. Diese Kommissionierwellen starten automatisch zu definierten Zeiten mit festgelegten Parametern. Aber auch der manuelle Start ist kein Problem.

Bei der automatischen Erstellung der Transportaufträge für eine Kommissionierwelle werden die kundenindividuelle Auslagerstrategie sowie die Packstückoptimierung berücksichtigt. Das erleichtert zum einen die Kommissionierung im Lager, zum anderen werden Kosten für Frachten und Versand gespart.

Auslagern bei Henry Schein, das heißt kein Anbruch von Gebindemengen, Picken von Kleinmengen aus den Loose-und Palettenmengen aus dem Reservelager. Das alles unter Beachtung von FIFO bzw. FEFO bei Chargenmaterial sowie der Unterscheidung zwischen Palette, Gebinde und nicht versandfähige Umverpackung. Die SAP Standard-Strategie konnte diese speziellen Anforderungen nicht erfüllen.

Gleichzeitig wird bei der Transportauftrags (TA)-Erstellung die Anzahl an Packstücken inklusive benötigten Packmaterial ermittelt, die Grundlage für die SAP-gestützte Packstückoptimierung. Das Ziel – Versandpackstücke und Positionssplitts minimieren sowie Case- und Palettensplitts verhindern. Je nach Gewicht und Volumen werden verschiedene Verpackungen verwendet. Für den Versand von Kühlware und Gefahrgut stehen Sonderverpackungen wie z.B. Kühlboxen bereit.

Zum Abschluss der Kommissionierwelle übermittelt SAP die Daten an Materialflussrechner und Versandsystem. Kommissionier- und Aufrichterlisten werden gedruckt und Fahraufträge an den MFR übergeben. Anhand der Zusatzdaten der Packstücke, festgelegt bei der Anlage der Transportaufträge, weiß der Materialflussrechner welches Packstück wo auszuschleusen ist

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Optimierte Materialflusssteuerung auf der Förderbahn im ganzen Logistikzentrum

Herzstück des neuen Logistikzentrums ist die Anbindung des Materialflussrechners an SAP für die effiziente Steuerung der Packstücke durch das Lager.

Die Besonderheit? Durch die Kommunikation zwischen SAP, Materialflussrechner und Steuertechnik bewegen sich die einzelnen Pakete anhand der mitgegebenen Fahrziele scannergestützt selbst durch das Lager und werden an den relevanten Stationen ausgeschleust. Der Anstoß von Folgeprozessen wie der Dokumenten- und Etikettendruck erfolgt automatisiert.

Eine eindeutige MFR-ID für jedes Packstück sorgt dabei für Transparenz. Die Daten im SAP-System sind schließlich mit der MFR-ID verknüpft. Vom Auftragsstart bis zum Warenausgang kann so jeder Karton immer eindeutig identifiziert werden.

Aufträge starten bei Henry Schein auf dem MFR. Mitarbeiter rüsten anhand der aus SAP gedruckten Aufrichterlisten die Aufrichter mit den jeweiligen Kartontypen. Der MFR gibt dann die einzelnen Kartons frei und kennzeichnet jeden mit einer eindeutigen MFR-ID.

Zugleich prüft der MFR durch Scanner auf der Aufrichterbahn, ob Kartontyp und Übergabedaten aus dem SAP-System übereinstimmen. Falsche Kartontypen werden gestoppt, richtige Kartontypen hingegen erhalten eine Kommissionierliste – MFR-ID und Kommissionierliste werden verheiratet.

Für die Kommissionierung schleust der Materialflussrechner je nach hinterlegtem Fahrauftrag die leeren Kartons inklusive Kommissionierliste an verschiedenen Ebenen aus.

Die anschließende physische Kommissionierung im Lager findet bei Henry Schein scannergestützt statt. Moderne Handscanner mit Display am Handgelenk und einer Scaneinheit am Finger leiten die Mitarbeiter durch das Lager und sorgen dabei für freie Hände. Akustische Signale sorgen dabei für zusätzliche Sicherheit: wird der falsche Gegenstand kommissioniert, warnt ein Ton den Mitarbeiter.

Fehlen Daten bei den kommissionierten Artikeln, ist ein Qualitätscheck erforderlich oder ist das Packstück konsolidierungs- oder gefahrgutrelevant, fahren die Packstücke bei Henry Schein zur Nachbearbeitung in den Bereich Konsolidierung oder NIO (Nicht in Ordnung). Aber auch von den Mitarbeitern umgedrehte Pakete oder Pakete mit unlesbarem Barcode landen im NIO-Bereich.

Hier unterstützt ein optimierter Dialog im SAP Standard die Mitarbeiter bei der Nachbearbeitung der Lieferungen: Serialnummern, Impfausweise oder Mengendifferenzen können innerhalb kürzester Zeit bequem erfasst werden. Nach Abschluss der Bearbeitung kommen die Kartons zurück auf die Förderbahn.

Ist die Kommissionierung abgeschlossen, verlassen die Packstücke den Kommissionierbereich über das Förderband endgültig – der Transportauftrag wird automatisch quittiert.

MFR und SAP kommunizieren dazu direkt – TA-Nummer und MFR-ID werden übergeben. So ist auch bekannt, um welches Packstück einer Lieferung es sich handelt. Das letzte Packstück einer Lieferung löst dann die Meldung „letztes Packstück“ an den MFR sowie die Datenversorgung des Versandsystems aus. WA-Buchung, Lieferpapier- und Rechnungserstellung werden in SAP angestoßen, während die Pakete zu den nachfolgenden Stationen fahren.

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Sind Packstücke konsolidierungspflichtig, werden die Versandetiketten erst in der Konsolidierung erzeugt.

Lieferungen die aus mehreren Packstücken bestehen, erhalten bei Henry Schein bei der Zusatzdatenermittlung das Kennzeichen „konsorelevant“ . Die einzelnen Packstücke werden nach der vollständigen Kommissionierung in der Konsolidierung ausgeschleust.

In zwei Bereichen mit drei Annahmestationen und neun Packplätzen werden die Verpackungen bei Henry Schein in Umkartons gepackt. Insgesamt stehen in den Durchlaufregalen 240 Konsoplätze zur Verfügung, 80 pro Konsobereich.

Sind alle Packstücke für eine Konsolidierung angekommen, startet das Umverpacken anhand der Konso-Packliste. RF-Dialoge unterstützen hier den Entnahmevorgang aus der Konsolidierung und sorgen für Prozesssicherheit. Der Platz wird gescannt, das Packstück entnommen und der Platz im SAP freigebucht.

Nach Abschluss der Konsolidierung wird der Karton manuell verschlossen und mit dem Versandlabel versehen, bevor dieser mit einem neuen Fahrauftrag zurück auf die Fördertechnik geschoben wird.

Nach der WA-Buchung oder der Konsolidierung gelangen die Pakete über das Förderband zu einem der 7 Stopfarbeitsplätze. Mitarbeiter sorgen für die richtige Anordnung der Waren im Karton und  geben Füllmittel bei. So wird vermieden, dass der Kunde beschädigte Artikel erhält.

Nach dem Füllen geht es zurück auf das Förderband. Kartons mit dem Fahrziel Rechnungsdruck erhalten eine Rechnung oder andere Belege und werden gleichermaßen bei einem der zwei Rechnungsdrucker ausgeschleust. Das Aussteuern stößt den Rechnungsdruck an.

Anschließend passieren alle Pakete – unabhängig davon ob mit oder ohne Lieferpapiere – den automatischen Verschließer. Das Versandlabel wird aufgebracht und zur Kontrolle per Scanner gelesen.

Im Versandbereich werden alle Ladeeinheiten und Versandgebinde abschließend gewogen und gescannt. Die Daten werden an SAP rückgemeldet. Das sorgt für zusätzliche Prozesssicherheit beim Warenausgang. So kann in SAP zum Beispiel überprüft werden ob das berechnete und das tatsächliche Gewicht übereinstimmen und alle Packstücke im Paket sind. Je nach Dienstleister werden die Pakete dann an verschiedenen Zielbahnen ausgeschleust. Sie stehen für die Abholung durch Speditionen oder Kurierdienstleister bereit.

Gefahrgut- und Kühllogistik als Besonderheiten des Handelsunternehmens

Je nach Branche gibt es unterschiedliche Herausforderungen. Bei Henry Schein als Medizin-Dienstleister sind das zum einen kühlpflichtige Artikel wie Reagenzien oder Laborbedarf, zum anderen Gefahrgüter bzw. Gefahrstoffe. In beiden Fällen müssen die Produkte dementsprechend gelagert und auch transportiert werden. Neue Logistikprozesse in SAP unterstützen Henry Schein dabei.

Sind Produkte kühlpflichtig müssen diese auch dementsprechend gelagert und transportiert werden.

Bei Henry Schein heißt das zum einen, dass Aufträge mit Kühlware nur bis Donnerstag aufgegeben werden können. Die Auftragserstellung an Freitagen sowie vor Feiertagen wird systemseitig durch das SAP blockiert. So wird die Kühlkette eingehalten und die Kunden erhalten die Ware auch in der gewünschten Qualität – ein Muss im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit.

Zum anderen gibt es für kühlpflichtige Waren Besonderheiten bei der Packstückoptimierung. Kühlpflichtiges Material wird zuerst immer einer Kühlbox zugewiesen. Anschließend werden diese Maße anstelle der Materialabmasse für die Packstückoptimierung verwendet. Für Henry Schein bedeutet das zusätzliche Kostenersparnis beim Verpacken und Versand der Produkte.

Ebenso wie Kühlware zählt auch Gefahrgut zum Angebot des Handelsunternehmens. Gesetzliche Anforderungen an die Lagerung und den Transport von Gefahrgütern- und Gefahrstoffen müssen erfüllt werden.

Aus diesen Gründen kennzeichnen entsprechende Versandlabel die gefahrgutrelevanten Produkte bei Henry Schein. Die Mitarbeiter werden beim Umgang mit diesen Waren „gewarnt“. Gefahrgutlisten pro Versandbahn und Fahrzeug werden ausgegeben und auch die Gefahrgutberechnung findet direkt in SAP statt.

Zusätzlich sind bei Henry Schein die Versandbedingungen für Gefahrgüter beschränkt. Ein Expressversand. ist hier z.B nicht erlaubt. Wählt der Bearbeiter trotzdem diese Versandbedingung, informiert ihn ein Pop-Up – die getroffene Auswahl ist nicht möglich.

Fazit

„Durch die Anbindung des Materialflussrechners an das SAP-System und die von SERKEM implementierte Prozesssteuerung in SAP werden die Packstücke nun völlig automatisiert auf der Fördertechnik gesteuert. Die intelligente Steuerung in SAP optimiert somit den Materialfluss im gesamten Logistikzentrum.“
Thomas Johann, Vice President IS Business Systems, Henry Schein Europe

Täglich gehen aktuell rund 68.000 Bestellungen ein – und noch arbeitet der Standort Heppenheim nicht unter Volllast. Dabei sorgt Heppenheim neben dem Standort Gallin für eine große Ausfallsicherheit bei Henry Schein. Produktanfragen können flexibel von einem der beiden Läger bearbeitet werden, unnötige Wartezeiten auf Kundenseite gehören damit der Vergangenheit an.

Neben zahlreichen Geschäftspartnern aus der Dentalindustrie und dem Dentalhandel war auch Stanley M. Bergmann, CEO von Henry Schein, Inc., zur Eröffnungsfeier angereist.

Axel Pfitzenreiter, Stanley M. Bergman und auch Andreas Meldau, President European Dental Group und Geschäftsführer Henry Schein Dental Deutschland, dankten vor allem dem „Team Heppenheim“, das die erfolgreiche Eröffnung und Inbetriebnahme des Standortes ermöglichte.

Bildmaterial: © Henry Schein