Marktreaktion
Seit Release von S/4HANA vor 12 Monaten haben sich 3.200 Unternehmen dazu entschieden, die Business Suite der neuen Generation einzuführen und zu „testen“. Dabei werden allerdings nicht nur Unternehmen gezählt, die das Projekt bereits abgeschlossen haben, sondern auch jene, die mitten im Projekt stecken oder dieses im Verlauf der nächsten Monate geplant haben.
Der Vergleich zu den Release-Zahlen des Vorgängers SAP ERP, zeigen, dass der Start von S/4HANA tatsächlich bemerkenswert war. SAP ERP brachte es 12 Monate nach dem Release lediglich auf 2.800 Kunden.
Auch die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) führte im Zusammenhang mit HANA einige Befragungen durch. Von 344 befragten, deutschsprachigen, Unternehmen gaben 5% an, bereits hohe Beträge in S/4HANA investiert zu haben. Weitere 9% investieren mittlere Summen, vermutlich um Vorbereitungen für den letztendlichen Umstieg zu treffen. Betrachtet man diese beiden Zahlen, so geht klar hervor, dass man keineswegs von einem HANA-Hype sprechen kann, denn 86% der Unternehmen haben derzeit noch keinerlei Investitionen in S/4HANA getätigt.
Nach wie vor liegen die Investitionsschwerpunkte der deutschsprachigen SAP-Anwender bei Rollout, Konsolidierung und Harmonisierung von bereits eingeführten SAP-Produkten.
Wechsel auf SAP HANA geplant
Was verspricht sich der Markt von HANA?
Neben den Aussagen, ob und wann die Unternehmen auf HANA umstellen wollen, stellten die PAC im Rahmen ihrer Umfrage auch die Frage nach den Motiven für den Umstieg. Dabei wurde klar, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen, nämlich 62%, davon überzeugt ist, dass man als SAP-Anwender früher oder später auf S/4HANA umstellen muss. Zum einen, da die SAP ankündigte, das Wartungsfenster für die Vorgängerversionen lediglich bis 2025 offen zu halten, zum anderen, um von den Weiterentwicklungen zu profitieren.
Jedoch sind nur 35% aller Befragten der Meinung, dass S/4HANA die Grundlage für neue, innovative Geschäftsmodelle bietet.
Ranking der erwarteten Vorteile
Benutzeroberfläche SAP Fiori
Die SAP selbst sagt über ihre neue Benutzeroberfläche folgendes: „SAP Fiori ist die neue Oberfläche für SAP-Software im gesamten Unternehmen. Sie verbessert die Produktivität, erhöht die Akzeptanz und senkt die Schulungskosten. Die intuitive Benutzeroberfläche von SAP Fiori vereinfacht die Abläufe im Unternehmen und ermöglicht Ihren Mitarbeitern, effizienter und effektiver zu arbeiten.“
Wie eingangs erwähnt, galten die Benutzeroberflächen von SAP lange Zeit als alles andere als innovativ. Seit jeher werden Forderungen nach mobiler Nutzung und effizienterer Bedienung gestellt. Nun antwortet die SAP darauf mit SAP Fiori. Mit dieser will die SAP die privaten Nutzungsgewohnheiten durch Apps, Modifikationen, usw. auch in die Businesswelt übernehmen.
3 Grundsätze von SAP Fiori
Concept
Dieser Grundsatz legt einige Regeln fest, auf deren Basis alle Anwendungen für SAP Fiori entwickelt werden müssen. Zum einen ist dort festgelegt, dass sämtliche Anwendungen geräteunabhängig und mobil verfügbar sein müssen. Zum anderen existiert ein sogenanntes 1-1-3-Prinzip. Dieses besagt, dass ein Anwender in einer Rolle, eine bestimme Aufgabe in maximal drei Klicks zu erledigen.
Das Funktionsprinzip von SAP Fiori heißt „Mobile First“. Das bedeutet, dass als erster Entwurf ein Layout für mobile Devices erstellt werden soll. Dabei sind sich die Entwickler dieses Konzeptes durchaus bewusst, dass mehr als 80% dieser Anwendungen später auf einem Desktop verwendet werden. Jedoch werden die App-Entwickler durch das mobile Design automatisch dazu gezwungen, das Layout ausschließlich auf das nötigste zu beschränken und Aktionen automatisiert auf einem intelligenten System im Hintergrund auszuführen.
Design
SAP liefert mit der neuen Benutzeroberfläche einen kompletten Design-Template-Baukasten, durch den sichergestellt werden soll, dass die erwähnten Grundsätze auch eingehalten werden. Anwendungen werden standardisiert und in folgende Bausteine unterteilt:
- Masken-Layouts
- App-Typen (für unterschiedliche Use-Cases)
- Floorplans (bestimmte Zusammenstellung von UI-Controls)
Diese Bausteine ermöglichen die relativ einfache Entwicklung von Apps mit Hilfe von mitgelieferten Prototyping-Tools.
Technology
Um die Vorteile, die ein solcher Design-Template-Baukasten mit sich bringt auch entsprechend nutzen zu können, wird mit SAP UI5 ein zugehöriges Framework ausgeliefert. Mit diesem Framework lassen sich Apps einheitlich, effizient und in großer Vielzahl relativ einfach generieren. Dadurch können Entwickler sich auf die nötige Sachlichkeit und Logik im Backend konzentrieren ohne sich mit großen GUI-Implementierungen zu beschäftigen.
SAP UI5 erscheint ebenfalls in einer open source Variante, die sich Open UI5 nennt. Dieses enthält jedoch derzeit lediglich einen sehr geringen Teil an Templates und Pattern im Vergleich zu SAP UI5.
Kritik an S/4HANA
Die Vorteile von S/4HANA sind auf den ersten Blick zahlreich. Jedoch gibt es in der SAP-Gemeinde auch viele Gegenstimmen, die durchaus schlüssige und fundierte Einwände gegen den Wechsel auf S/4HANA und in gewisser Weise auch gegen die Politik der SAP selbst vorbringen.
Im dritten und letzten Teil unserer Blog-Serie zu HANA, setzen wir uns mit dem Thema Migration auseinander und liefern Ihnen Entscheidungshilfen, um den besten Zeitpunkt des Wechsels auf HANA zu bestimmen. Den bereits erschienenen ersten Teil finden Sie hier.