Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass die SAP für ihr „herkömmliches“ Warehouse Management Tool SAP WM ab 2025 keine Weiterentwicklungen mehr erhalten wird. Bisher war allerdings unklar, wie genau ab dem Stichtag weiter verfahren wird. Ein Wegfall von SAP WM würde in diesem Fall bedeuten, dass viele Unternehmen ihre bisherigen Funktionen auf andere Warehouse-Lösungen, wie beispielsweise SAP EWM oder das in SAP S/4HANA enthaltene embedded EWM, umlagern müssten.

Doch die SAP selbst schaffte Ende Juni 2019 mit der Ankündigung eines „neuen Moduls“ allen Sorgen Abhilfe. Es wurde das sogenannte SAP Stock Room Management by SAP S/4HANA angekündigt. Was sich dahinter verbirgt und wieso es die Sorgen eines schwindenden SAP WMs beseitigen soll, haben wir kurz und übersichtlich für Sie zusammengestellt.

Was ist das SAP S/4HANA Stock Room Management?

Wie eingangs bereits erklärt, handelt es sich bei dem S/4HANA Stock Room Management um eine Nachfolge-Lösung des Moduls SAP WM. Grundsätzlich kann also jedes Unternehmen entscheiden, ob es ab 2025 das embedded EWM, welches in SAP S/4HANA bereits enthalten ist, verwenden will oder das S/4HANA Stock Room Management zum Einsatz kommt.

Wichtig:

Das S/4HANA Stock Room Management ist kein neues Lagerverwaltungsmodul. Es soll hiermit lediglich eine Möglichkeit geschaffen werden, das bestehende SAP WM auch weiterhin nutzen zu können, auch wenn eine Umstellung auf SAP S/4HANA erfolgt. Neue Funktionen und Innovationen dürfen für das Stock Room Management also vorerst nicht erwartet werden.

Ab wann ist das SAP S/4HANA Stock Room Management verfügbar?

Grundsätzlich ist das SAP Stock Room Management ab der SAP S/4HANA Version 1909 verfügbar. Das bedeutet für alle Anwender, dass bereits jetzt auf dieses „neue Modul“ umgestiegen werden kann und dieses auch nach 2025 weiterhin von der SAP selbst gewartet wird.

Wichtig ist allerdings zu beachten, dass lediglich die Grundfunktionalitäten von SAP WM genutzt werden können. Dabei bezieht sich das Modul vor allem auf die Verwaltung und Steuerung der Lagerprozesse im Unternehmen.

Folgende Funktionsbereiche sind unter anderem mit dem zukünftigen SAP Stock Room Management nicht mehr ohne Weiteres verfügbar:

  • Value Added Services (WM-VAS)

  • Cross-Docking (WM-CD)

  • Wave Management (WM-TFM-CP)

  • Warehouse Control Unit Interface (WM-LSR)

  • Task & Resource Management (WM-TRM)

  • Yard Management (WM-YM)

  • Decentral WM (WM-DWM)

 

Was passiert mit Eigenentwicklungen?

In vielen Unternehmen wird SAP WM durch eigens entwickelte Programmierungen oder entsprechende Add-On’s verstärkt. Ob diese Erweiterungen allerdings auch weiterhin verwendet werden können, muss in jedem Fall spezifisch geprüft werden. Dies betrifft sowohl Entwicklungen, die vollumfänglich in SAP WM angesiedelt sind als auch Entwicklungen, die übergreifende Module wie beispielsweise das SAP Handling Unit Management betreffen.

Achtung:

Auch eine modulübergreifende Integration zwischen Lager- und Transportprozessen ist zukünftig ebenfalls nicht mehr vorgesehen. Gründe hierfür sind der Wegfall des Moduls SAP LE-TRA ab 2025 sowie die Tatsache, dass zukünftig auch keine Standardintegration mit dem SAP Transportation Management (SAP TM) mehr geplant ist.

Unterschiede zu SAP EWM

Das SAP Stock Room Management soll in erster Linie dazu dienen, bestehende SAP WM-Prozesse auch nach 2025 am Leben zu erhalten. Jedoch sind die Funktionen wie oben gezeigt sehr eingeschränkt. Wie auch schon bei SAP WM und SAP EWM gibt es auch zwischen dem SAP Stock Room Management und SAP EWM signifikante Unterschiede, was vor allem die Funktionen betrifft.

Fiori-Integration:

Besonders in Verbindung mit SAP Fiori dürfte vom SAP Stock Room Management wenig zu erwarten sein. Während mit SAP EWM beispielsweise Lagerleiterrollen für Anlieferung und Kommissionierung, Verpackung oder Retouren angelegt werden können, wird es wohl für das Stock Room Management keinerlei Fiori Apps geben.

Das betrifft auch die Integration des Lagers. So ist es nur mit SAP EWM möglich, SAP Fiori für beispielsweise Staging oder den Verbrauch auch auf Seriennummernebene mittels Web Dynpros zu steuern.

RF-Funktionalitäten:

SAP EWM bietet im Gegensatz zum SAP Stock Room Management zusätzlich die Möglichkeit, Arbeitsplatzaktivitäten über RF-Funktionen abzubilden, Seriennummernkommissionierung durchzuführen oder Prozesse wie Einlagerung und Inventur in Echtzeit und Ad-hoc zu erledigen.

Erweiterungen: 

Der wichtigste Unterschied vom SAP Stock Room Management zu SAP EWM dürfte allerdings klar die Möglichkeit sein, das bestehende Lagermanagement zu erweitern. Durch den Wegfall vieler Module im Stock Room Management lassen sich Optimierungsmaßnahmen wie beispielsweise Kommissionierungswellen, Value Added Services, Materialflusssystem (MFS) usw., nicht mehr ohne weiteres abbilden.

Das könnte auf längere Sicht und vor allem in Bezug auf Industrie 4.0 und IoT Probleme bedeuten, da diese Funktionalitäten speziell im Bereich Automatisierung zwingend erforderlich sind.

Wichtig ist hierbei auch, dass viele dieser Funktionen bereits in der embedded-Version von SAP EWM vorhanden sind, die in jeder SAP S/4HANA-Lizenz bereits mit inbegriffen ist.

 

Fazit

Das SAP Stock Room Management dürfte für Unternehmen, die aktuell eine durchgängig manuelle und einfache Lagerhaltung ausschließlich mit SAP WM Standardmitteln abbilden, eine Alternative sein. Jedoch muss natürlich vor einem System-Upgrade auf S/4HANA klar geprüft werden, ob auch wirklich alle bisherigen Prozesse weiterhin abgebildet werden können.

Eine derartige Überprüfung sollte in jedem Fall mit Spezialisten zusammen durchgeführt werden, um eventuelle Probleme und Ausfälle vermeiden zu können und einen optimalen Umstieg auf die neue Business Suite zu gewährleisten.

 

Sollten Sie sich für einen Umstieg auf S/4HANA interessieren oder bereits ein entsprechendes Projekt geplant haben, können Sie sich gerne mit uns in Verbindung setzen. Wir helfen Ihnen gerne bei der Umsetzung von Optimierungen sowohl für SAP ERP ECC 6.0 als auch SAP S/4HANA.